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| Nachrichten, Turnier

Jugend-EM 2022: Magnus Ermitsch berichtet

Bei der diesjährigen u14-Europameisterschaft war auch SK Doppelbauer-Kiel-Neuzugang Magnus Ermitsch unter den Teilnehmern. Im Folgenden berichtet Magnus von seinen Eindrücken des Turniers und gibt einen spannenden Einblick in die Europameisterschaft:

Ich bekam die Chance, zu den Europameisterschaften zu fahren, nachdem ich bei der DEM in der Altersklasse U14 dieses Jahr den dritten Platz belegte. Die Meisterschaften fanden vom 05.-15.11.2022 in Antalya in der Türkei statt. Das versprach gutes Wetter, das Kennenlernen eines neuen Landes und sammeln vieler neuer Eindrücke.

Die Reise von Berlin aus nach Antalya war zunächst gut, da alles am Flughafen von Berlin (Sicherheitskontrolle usw.) reibungslos verlief und der Flug auch gleichermaßen angenehm war. Doch als mein Vater, der als Betreuungsperson mitflog, und ich am Flughafen von Antalya ankamen, war weit und breit kein Shuttlebus, der uns eigentlich zum Hotel bringen sollte, zu sehen. Auch nach nochmaligem Check-In in den Flughafen mit Sicherheitskontrollen, fanden wir nur einen verwaisten Informationsstand zur Europameisterschaft. Dies lag wahrscheinlich daran, dass wir einen etwas späteren Flug genommen haben und gar keine Shuttlebusse mehr da waren. Nach 90 Minuten des Wartens, entschlossen wir uns dann ein Taxi für die ca. 45 km lange Strecke zu nehmen. Dies sollte aber die einzige organisatorische Panne bleiben.

Das Hotel war sehr groß und man wurde mit allem versorgt. Es gab ein paar Shoppingläden, mehrere Pools und Bars, reichlich Essen, sowie alle möglichen Plätze, um sich sportlich zu betätigen. Leider verblieb hierfür im Verlauf nicht so viel Zeit.

Da ich auf Startrang 8 gesetzt war, hatte ich mir im Vorfeld als Ziel gesetzt, unter den Top 15 zu bleiben und nicht mehr als 20 Elopunkte zu verlieren, da es bestimmt wieder Gegner geben würde, die durch wenig gespielte Turniere deutlich unterbewertet waren.

Nach einer stimmungs- und farbenfrohen Eröffnungsfeier mit Folklore, Musik, Tanz und dem Mitwirken bekannter Stars wie u.a. Batman und Mickey-Mouse ging es endlich los.

 

Die ersten beiden Runden konnte ich mit Weiß gegen den Österreicher Leonhard Geroe relativ problemlos und gegen den unter der FIDE-Flagge startenden Russen Tikhon Popov mit Schwarz nach langem, hartem Kampf für mich entscheiden. Ich spielte so lange, dass wir sogar auf den Nachtlunch um 23 Uhr ausweichen mussten. Aber der Auftakt war geschafft.

In der dritten Runde musste ich gegen den Türken Mirac Melih Topuz der mit einer Performance von 2372 zum Schluss Elfter wurde, leider einem in der Eröffnung geopfertem Bauern hinterherlaufen und letztlich die Segel streichen. Gut, kann passieren.

Der Knackpunkt des Turniers für mich kam in der vierten Runde. Mein Gegner war der Schweizer Matthias Mattenberger, der mich in der Eröffnung auspräparierte, wonach ich eine schlechte Stellung bekam. Also versuchte ich zu verkomplizieren, was mir auch gelang. Allerdings kam ich dadurch in Zeitnot und hatte nach Zug 20 noch eine Minute auf der Uhr. Mein Gegner stand aber immer noch gut. Doch von nun an machte er komische Züge und spielte schlecht, sodass ich eine Gewinnstellung bekam. Nach dem 40. Zug brachte mir die Extrazeit nichts, denn ich stellte in Zug 41 direkt die Partie ein. Mein Gegner fand den feinen Zug allerdings nicht und wickelte in ein gleichfarbiges Läuferendspiel mit Mehrbauern für ihn ab, was aber letztlich Remis sein sollte. Ich errichtete auch die richtige Barriere, um den König nicht an meine Bauern kommen zu lassen, stellte dann allerdings den Läufer ganz einfach durch ein einzügiges Abzugsschach ein und verlor. Ich war richtig sauer.

Nachdem ich auch in der 5. Runde mit Weiß gegen den Armenier Vladimir Shahinyan, in krampfhaftem Bestreben, unbedingt zu gewinnen, auch verlor, ging ich die restlichen Runden enttäuscht, aber auch etwas entspannter an. Ich gewann die nächsten beiden Runden und spielte zum Schluss zweimal remis. Somit kam ich insgesamt auf fünf Punkte aus neun Runden.

Die Zeit bis zur Siegerehrung vertrieben wir uns mit Spaziergängen am Meer und durch die Hotelanlage. Anschließend spielten wir eine Erwärmungsrunde Siedler von Catan. Die Siegerehrung selbst geriet durch erneute reichliche Folklore etwas lang. Erwähnenswert sind vier deutsche Top-Ten-Platzierungen. Insbesondere der fünfte Platz von Tingrui Shen, der damit auf die Bühne durfte, stellt einen tollen Erfolg dar.

Die abschließende abendliche 10. Runde konnte ich dann im Siedler von Catan dann für mich entscheiden … :)

Fazit:

Im Allgemeinen hat es mir in der Türkei sehr gut gefallen. Und ich finde, dass die Organisation, bis auf den Vorfall mit den Shuttlebussen auf der Hinfahrt, auch fantastisch war. Mit meinem Spiel bin ich weniger zufrieden, da ich am Ende mit 5 aus 9 31. wurde und bei -57 Elo stehe, aber daraus kann ich hoffentlich neue Erfahrungen fürs nächste Mal ziehen. Insbesondere das sonst eigentlich kein Problem darstellende, schlechte Zeitmanagement verhinderte diesmal eine bessere Platzierung.