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| Öffentlichkeitsarbeit

SK Kaltenkirchen mit Stern des Sports für gesellschaftspolitisches Engagement geehrt

Die "Sterne des Sports" sind Deutschlands wichtigster Vereinswettbewerb im Breitensport. Gesponsert von den Volks- und Raiffeisenbanken werden Vereine geehrt, die mit Projekten zum gesellschaftspolitischen Nutzen auf sich aufmerksam gemacht haben. In diesem Jahr wurde der Schachklub Kaltenkirchen mit einem 2. Preis und damit einem Preisgeld von 1000,- Euro

ausgezeichnet. Die Ehrung erfolgte im Landeshaus Kiel und wurde durch Hans-Joachim Grote, Minister für Inneres, ländliche Räume und Integration vorgenommen.

Alles nahm seinen Anfang bereits im Jahr 2012. Jan Erik Schaper, heutiger Jugendwart des Vereins, besuchte bereits regelmäßig Musikfestivals im Land und wurde auf das Festival "Jamel rockt den Förster" aufmerksam. Dieses Festival wurde von Birgit und Horst Lohmeyer ins Leben gerufen, um damit einen Gegenpol gegen die Vereinnahmung ihres Dorfes durch Rechtsextremisten aufzubauen. Jan Erik Schaper fuhr 2013 nach Jamel, das zwischen Grevesmühlen und Wismar in Mecklenburg-Vorpommern liegt, und war dort erst einmal bestürzt über die Zustände im Dorf. An den Fassaden wurden großflächig nationalsozialistische Ideologien verbreitet und ein Wegweiser wies den Weg in die ehemaligen Ostgebiete des Deutschen Reichs. Ein mulmiges Gefühl kam in ihm auf, denn er musste nach dem Weg zum Festivalgelände fragen. Als er dann dort ankam, kam er auch mit dem Lohmeyer-Ehepaar in Kontakt. Einige Institutionen hatten dort Infostände aufgebaut um die Festivalbesucher über vielfältige gesellschaftpolitische Themen zu informieren, und er besprach mit den Lohmeyers ob der Schachklub Kaltenkirchen eine Möglichkeit hat sich aktiv am Festivalgeschehen zu beteiligen. Gemeinsam wurde dann die Idee gefunden auf dem Gelände ein Schachcafe zu errichten. Schon im Folgejahr wurde die Idee umgesetzt. In einem Zeltpavillon wurden Tische und Bänke aufgebaut und mit dem Schachmaterial versehen. Daneben wurde ein Infostand betrieben und mit Materialien der Initiativen "Verein(t) gegen Rechtsextremismus“ ausgerüstet. Das Schachcafe erwies sich als voller Erfolg, denn es wurde von den Festivalbesuchern angenommen und ständig gut besucht. Birgit und Horst Lohmeyer sagen heute dazu:" Seit 2014 ist das Schachcafè des Schachklubs Kaltenkirchen auf unserem Festival »Jamel rockt den Förster« ein gern gesehener Gast und mittlerweile eine feste Größe. Fragten wir uns zunächst, ob die BesucherInnen eines Rockfestivals dem Schachsport überhaupt etwas abgewinnen können, wurden wir schon im ersten Jahr eines Besseren belehrt. Jan Erik Schaper, der Jugendwart des Schachklubs, den wir als Besucher unseres Festivals kennengelernt hatten, meinte gleich: »Das passt« – und behielt recht. Das in einem Zelt abseits der Festivalbühne untergebrachte Schachcafé war von Beginn an ein Publikumsmagnet. In jedem Jahr werden die Schachbretter rund um die Uhr bestens genutzt – von FestivalbesucherInnen jeden Typs und Alters, die sich auch nicht vom lautstark laufenden Bühnenprogramm davon abbringen lassen eine Partie miteinander zu spielen. Auch in den musikfreien Zeiten wie dem Samstagvormittag nutzen viele BesucherInnen das Angebot. Das Schachcafé stellt eine wunderbare Ergänzung dar zu den sonstigen Info-und Verkaufsständen auf unserem Festivalgelände. Es bietet einen Rückzugsort vor dem Festivaltrubel, es spricht sehr niedrigschwellig AnfängerInnen und »alte Hasen« des Schachspiels an und hat auch für die ganz jungen FestivalbesucherInnen schachbezogene Spiele im Angebot. Wir möchten auf das Schachcafé bei »Jamel rockt den Förster« keinesfalls mehr verzichten."

Der Erfolg machte Mut auch auf weiteren Festivals ein Schachcafe einzurichten und es konnten mit dem Wutzrock in Bergedorf, dem Walli-Fest in Lübeck, dem Langeln-Open-Air und dem Lentförden Open Air weitere Veranstalter gefunden werden. Im Laufe der Zeit wurde dann auch der Infostand auf dem Schachcafe erweitert. Neben Materialen der Initiativen "Verein(t) gegen Rechtsextremismus“ unterstützt man heute auch „terre des hommes“ die eine Kooperation mit der Deutschen Schachjugend hat und durch weltweite Förderprojekte im Kinder- und Jugendbereich

auf sich aufmerksam macht. Auch die Initiative "Setz' Krebs Schachmatt" von Lukas Muths war einmal auf dem Wutzrock-Schachcafe zu Gast. Mittlerweile hat man auch beim Kaffee einen Partner gefunden. Mit dem Anbieten und Verkauf von direkt gehandeltem Kaffee von Chania Coffee, die den kedovo e. V. unterstützen, leistet man dadurch auch für soziale Projekte in Afrika Hilfe.

Auch zukünftig wird der Schachklub auf den Festivals diese Projekte präsentieren. Hilfe vielfältiger Art gibt es dabei von vielen Mitgliedern des Vereins hier sei nur Sven Reddöhl genannt, der auf den Festival immer dabei ist und in diesem Jahr als zwei Festivals zeitgleich stattfanden, voll gefordert wurde. Jan Erik Schaper und Sven Reddöhl sind jedenfalls die Hauptakteure des Projektes "Chesstivals", und man überlegt bereits ob weitere Festivals in Angriff genommen werden können. Hier stehen das "Wacken Open Air" und das "Werner Rennen" im Raum, sofern man noch personelle und logistische Probleme regeln kann. Für das Preisgeld wünschen sich die beiden den Kauf eines professionellen Zelt-Pavillons - der bisherige ist auf den teilweise stürmischen Einsätzen beschädigt und arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Verein wird diesem Wunsch wahrscheinlich zustimmen.