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Ausbildung zum "Regionalen Schiedsrichter"

Lukas Nagy gewährt in Form eines Erlebnisberichtes Einblick in den RSR-Lehrgang!

Rudi und Anton haben die Regelheftchen versteckt - obacht vor den bösen Jungs!

Man munkelt es gäbe nicht viele spielstarke Schiedsrichter. Man munkelt auch, dass das an diesem Wochenende unterstrichen wurde.

Freitagabend, der 22.03.2019, 20:15 Uhr. Ich habe eigentlich Wochenende, doch im Moment sitze ich zusammen mit drei weiteren Vorstandsmitgliedern, den Jugendsprechern Max Dörp und Lucy Birner, sowie der Mädchenschachreferentin Anna-Blume Giede, im Konferenzraum des Kiek-In. Hier wird in wenigen Wochen die LJEM ausgetragen werden, doch zurzeit heißt es in der Gartenstraße 32: Paragrafen büffeln!

Falco Nogatz, seines Zeichens FIDE-Schiedsrichter, mit Lehrstuhl an der Uni Würzburg im Fach Informatik, hat sich bereit erklärt, ein sich über 3 Tage erstreckendes Seminar abzuhalten, in welchem er 20 Schachfreunde zu Schiedsrichtern ausbilden wird. Genauer gesagt: Ziel des Wochenendes ist die Lizenz zum "Regionalen Schiedsrichter". Die Träger dieser Lizenz sind berechtigt Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften von der Vereins-bis zur Landesverbandsebene zu leiten. Höher sind noch Nationale-, FIDE-, und Internationale-Schiedsrichter. Falco selbst konnte mit seinen 30 Jahren neben dem FIDE-Schiedsrichter schon einiges erreichen. So war er in der Vergangenheit bereits oft durch Stipendien im Ausland aktiv, z.B. in Luxemburg und Oxford. Im Juni 2018 erhielt er den Goldenen Binärbaum für gute Lehre durch das Institut für Informatik. Wir freuten uns also zurecht auf einen kompetenten Referenten, mit Erfahrung im Bereich der Pädagogik.

Bekanntermaßen stellt die SJSH die Schiedsrichter für ihre Turniere oft intern, weshalb eine Teilnahme von gleich mehreren Vorstandsmitgliedern als sinnvoll erachtet wurde. Aber auch Vereine aus ganz Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachen schickten Vereinsfunktionäre, die Veranstaltungen durch Regelkenntnis selbstsicher leiten können sollen. Das Fortbildungsprogramm wird in Zukunft auch die Qualität der SJSH ausgerichteten Turniere noch weiter heben.

Zum Abschluss des Seminars steht eine 90-minütige schriftliche Prüfung, sowie eine mündliche Kontrolle an. Bis aber Wissen abgefragt werden kann, muss erst einmal welches angehäuft werden. Also starteten wir mit den ersten fünf Paragrafen der FIDE-Regeln, etwa 3 Stunden sind hierfür eingeplant. Wir hoffen auf lehrreiche Tage!

Tag 2. Der erste Block findet zwischen 8:30 Uhr und 12:30 Uhr statt. Mein Zimmer- und Vereinskollege Anton Kroschel und ich ziehen ernsthaft in Erwägung, für die Mittagspause Polizeischutz zu beantragen, da wir seit rund 4 Stunden mit unseren auswendig gelernten Artikeln nerven. Die Nacht war kurz, aber interessant, und vor allem: Die ersten 21 Seiten der FIDE-Regeln sitzen! Zum Ärger des restlichen Kurses. Falco hat zwei ungebetene Assistenten.

Davon lässt sich der erfahrene Schiedsrichter aber nicht beirren, der Vormittag wurde wie geplant in Turnierschachregeln investiert. Hierbei wurden immer wieder kreative Szenarien konstruiert und die ein oder andere fragwürdige Regel diskutiert. Im Endeffekt hatten alle Beteiligten Spaß und konnten etwas dazu lernen. Hervorragende Vorbereitung auf die Prüfung, egal ob mit durchgelernter Nacht oder nicht.

Abends traf man sich, nach dem Abendessen, zum gemeinsamen Tischtennisspiel. Auch der Seminarleiter griff zum Schläger und erspielte den einen oder anderen Punkt. Die etwa 10 Jahre Altersunterschied machten sich, laut Falcos Uhr, nur am Puls bemerkbar.

Einige Teilnehmer bereiteten sich im Anschluss noch zusammen für die anstehende Prüfung vor. Vorbereiten sieht dabei übrigens so aus: 50% lernen, 25% Fallbeispiele und was wäre Lernen, wenn man nicht wenigstens 1/4 der Zeit spekulieren würde, was drankommt und was nicht.

Tag 3. Um Punkt 8:30 Uhr wurden die Prüfungsunterlagen aufgeschlagen. 9 Themenbereiche wurde geprüft und abgefragt. Teilweise durch multiple choice, von Zeit zu Zeit durch stichpunktartige Ausführungen, häufig aber auch in Form von ganzen Texten und Erklärungen. Da die Schiedsrichter zweifelsfrei kompetent sein müssen, waren von 80 Punkten mindestens 60 zu erreichen, um die Lizenz zu bekommen. 75% richtige Antworten sind gar nicht so einfach zu erreichen. Zum Vergleich: In einer genormten Mathematikklausur entspräche dies einer glatten 2 und eine theoretische Führerscheinprüfung hätte man damit auch bestanden. 

Rund 3 Stunden und viel Arbeitsaufwand von Falco und Maximilian (Maximilian war zu Unterstützung bei der Auswertung angereist) später, konnten alle Prüflinge aufatmen. Jeder hatte bestanden! Der DSB hat 20 neue Schiedsrichter, die Vereine, Verbände und ihre Bundesländer bereichern können.

Nach der Prüfung blieb uns, der Fahrgemeinsachsaft aus Lübeck, bestehend aus Anna Blume, Max Dörp, Anton Kroschel und mir, nur noch die Herausforderung offen, mit Amateur-Autokenntnissen einer leuchtenden Motorkontrolleuchte auf den Grund zu gehen. Naja, das Ende vom Lied war Motorfrostschutzmittel im Scheibenwischwasser, diverse unnötige Investitionen in destilliertes Wasser und ein Mordsschreck bei aufdrehen des heißen Überdruckventils. Aber hey, das Auto fuhr, wir sind alle wohlbehalten zuhause!

 

Ich bedanke mich bei Falco für die Abhaltung des Seminars, bei Maximilian Rützler für die Organisation und bei allen Teilnehmern für lustige und lehrreiche Stunden. Für Zitate des Wochenendes gerne an Magnus Arndt wenden, der hat Buch geführt