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Drei Schleswig-Holsteiner*innen bei der Jugend-WM in Rumänien!

Die Jugend-Weltmeisterschaften der U14-U18, die am 06.09. anfingen und am 16.09. endeten, sind mit drei Teilnehmer*innen aus Schleswig-Holstein gut besetzt gewesen. Der Austragungsort Mamaia liegt im Osten von Rumänien, direkt an der Küste zum schwarzen Meer. Sonne, Strand und Meer bei 30 Grad. Geht es besser?

Was die Teilnehmer selber zum Turnier sagten könnt ihr zudem hier sehen.

Foto: Afshin Farokhi

Doch kommen wir zum Schachlichem: Mit dabei aus Schleswig Holstein waren:

Marius Fromm mit 2408 Elo an Setzliste 14 der U18

Ornella Falke mit 1953 Elo an Setzliste 36 der U18W

Keyvan Farokhi mit 2292 Elo an Setzliste 19 der U16

Keyvan vor der ersten Runde, Foto: Afshin Farokhi

Da alle drei Teilnehmer in der oberen Tabellenhälfte gesetzt waren, starteten alle drei als jeweiliger Favorit in die erste Runde. Hierbei müssen Ratings jedoch mit Vorsicht betrachtet werden, da aufgrund von Corona-Lockdowns und Reiseschwierigkeiten nicht wenige Teilnehmer des Turniers ihr Rating in den letzten Jahren nur schwer verbessern konnten. Trotzdem sind die 300 Rating Vorsprung von Marius und Keyvan sowie die 600 Rating Vorsprung von Ornella natürlich groß, weswegen ein Sieg eigentlich Pflicht wäre. Während Ornella und Marius ihre Aufgabe auch erfüllen konnten, hatte Keyvan nicht so viel Glück. Mit den schwarzen Steinen geriet er bereits in der Eröffnung in eine schwierige Stellung mit schlechter Bauernstruktur. Die Partie wurde jedoch bereits früher entschieden, nachdem Keyvan bereits im 15. Zug unglücklich eine ganze Figur taktisch verlor. Auch weiterhin lief das Turnier nicht wie erhofft für Keyvan. Während Ornella und Marius auch ihre zweite Partie jeweils spektakulär gewinnen konnten, kam Keyvan trotz Rating-Vorsprung nur auf ein Remis. Zwar war in der dritten Runde Marius der einzige, der punkten konnte, doch dafür spielte dieser spätestens jetzt mit 3/3 Punkten um den ganz großen Titel mit. Besonders bemerkenswert: Nach drei Runden hatten nur zwei Personen noch die weiße Weste. Neben Marius kommt dabei auch Alexander Krastev aus Deutschland, genauer gesagt aus Hessen. Wenn man bedenkt, dass nur zwei Deutsche pro Altersklasse mitspielen, ist dies, auch wenn es nur eine Zwischentabelle ist, schon nahezu einmalig.

Nicht verwunderlich also, dass es in der vierten Runde zur Paarung zwischen Marius und Alexander kam. Dies war jedoch nicht die einzige Paarung in der deutschen Delegation. Ornella wurde von der deutschen Meisterin „herausgefordert“. Es kam also zu einer spannender Runde, bei der Keyvan zudem seinen ersten Sieg holte. Ornellas Partie war mit beidseitigem Angriff sehr unübersichtlich. Auch die beidseitige Zeitnot am Ende war hierbei nicht hilfreich. Am Ende war der Angriff von Ornella jedoch schwächer, wonach sie sich Jana Bardorz nach der DJEM erneut geschlagen geben.  Auch Marius' Partie war interessant, doch am Ende sind (fast) alle ungleichfarbigen Läuferendspiele Remis. Auch Marius' Partie war hierbei keine Ausnahme. Zwar reichte Marius' sicheres Remis in Runde fünf, um weiterhin die Tabellenführung zu behalten, doch schmälerte sich der Abstand auf die Konkurrenz, die, von der Feinwertung abgesehen, aufholte. Keyvans Aufholjagd ging mit einem Sieg weiter, während Ornella leider verlor. Auch in der sechsten Runde konnte Keyvan genauso wie Ornella gewinnen, während Marius in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern kam. Apropos ungleichfarbige Läufer: Zwar sind diese bei bestem Spiel beider Seiten nahezu immer remis, doch bedarf dies auch bestes Spiel beider Seiten. Scheinbar unterschätzte Marius dies, als er in der sechsten Runde einen Bauern dubios opferte bzw. einstellte. Auch wenn das Endspiel weiterhin Remis war, lag die Fehleranfälligkeit deutlich größer, sodass er nach weiteren Fehlern die Partie unglücklich verlor. Eine wirklich bittere Niederlage, die sich leider sehr negativ auf seine Titelchancen auswirkte.

Anstatt aufzugeben, gewannen gleich alle drei souverän in der siebten Runde! Auch die achte Runde sah sehr gut aus. Obwohl Ornella zwar fast die ganze Partie über auf Gewinn stand und ein remis die ganze Zeit sicher hatte, war der Weg, dies zu verwerten nicht einfach. Schlussendlich unterschätzte sie sogar das gegnerische Gegenspiel und musste den ganzen Punkt abgeben. Auch Keyvan unterlag seinem Gegner, nachdem er bereits in der Eröffnung schlechter stand und sich nicht mehr zurück kämpfen konnte. Marius hingegen holte sich seinen sechsten Punkt und rückt damit auf Platz vier. In der neunten Runde kam erneut ein sicherer halber Punkt dazu, womit er nach wie vor um einen Medaillenplatz mitspielte. Keyvan, der unglücklich erneut verlor, sowie Ornella, die ihre Partie gewann, hatten jedoch selbst rechnerisch keine Chancen mehr.

Die letzten zwei Runden ging es dann für Marius nochmal um alles. In der vorletzten Runde musste er gegen Khazar Babazada aus Aserbaidschan spielen. Nach einer etwas missglückten Eröffnung musste er hierbei zunächst ein etwas schwächeres Endspiel verteidigen. Hierbei spielte er aber unfassbar präzise, sodass er nicht nur den Ausgleich erzielte, sondern wenig später sogar Material und damit auch die Partie gewann!

Vor der letzten Runde standen damit drei Personen bei 7,5/10 Punkten, sowie der Kanadier Shawn Rodrigue-Lemieux bei bemerkenswerten 8,5/10 Punkte, der zugleich auch Marius' Gegner der letzten Runde wurde. Da dieser jedoch einen Punkt Vorsprung auf Platz 2 besaß, reichte ihm ein Remis um sicherer erster zu bleiben. Zwar versuchte Marius, dies zu umgehen, doch sein starker Gegner riskierte nichts, wodurch sich am Ende beide Seiten auf ein Unentschieden einigten. Da auch kein anderer mit 7,5 Punkten seine Partie gewinnen konnte, entschied also die jeweilige Buchholz (Zweitwertung) über die Tabellenplätze 2-5. Am Ende wurde es Bronze, es fehlte leider ein halber Buchholz für Silber. Trotzdem ist Bronze eine super Leistung, die zeigt, das Marius mit den besten der Welt mithalten kann. Die Performance von 2524 reicht zudem für seine zweite IM Norm, wobei er bei derzeitiger Form vermutlich auch nicht lange auf die letzte Norm warten muss. Herzlichen Glückwunsch!

Links Sieger Shawn Rodrigue-Lemieux, rechts Bronze Marius Fromm, Foto: Deutscher Schachbund

Auch Ornella konnte das Turnier erfolgreich abschließen. Dank den zwei Remisen in den letzten zwei Runden konnte sie das Turnier auf Platz 33 mit 6 Punkten beenden. Keyvan hatte hingegen weniger Glück und wird mit Platz 73 und 5 Punkten eher weniger zufrieden sein, doch hat er hoffentlich nächstes Jahr die Möglichkeit, bei seiner zweiten WM umso besser zu spielen. Für Marius und Ornella hingegen wird ihre erste zugleich auch ihre letzte WM sein, da sie nächstes Jahr zu alt sind. Insgesamt habt ihr jedoch alle starkes Schach gespielt und unser (Bundes)land gut vertreten. Vielen Dank!

Von links nach recht: Ornella Falke, Trainer Benedict Krause und Keyvan Farokhi, Foto: Afshin Farokhi