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Partie des Tages vom 12.04.

Im am Mittwochvormittag ausgespielten Kondi-Schach-Turnier kam es im ersten Gruppenspiel zu einem Duell der Giganten: Unser LJEM-Teamchef Lukas traf mit den weißen Steinen auf den Schwartauer Betreuer Karsten. Beide Spieler gingen mit großem Siegeswillen in das Match, Gerüchten zufolge trainiert Lukas seit Beginn der Woche, indem er den ganzen Tag durch das Haus läuft, um seine Kondition zu verbessern - dass er dabei wichtige Aufgaben zu erledigen hat, halte ich für einen Vorwand (Spaß! ;)). Wie die Partie verlief und wer schließlich den Sieg einfahren konnte, erfahrt ihr hier.

Zunächst erstmal eine kleine Vorgeschichte zur Einordnung: Diese Partie wurde im Kondi-Schach heute Morgen gespielt. Wer es kennt, kommt nicht mehr los, wer es nicht kennt: Es wird 5-Minuten-Blitz gespielt, die Uhr steht aber einige Meter entfernt vom Brett. Und seit nun knapp 4 Jahren versuchten unsere beiden Protagonisten gegeneinander gepaart zu werden – ohne Erfolg. Doch heute ist das schier undenkbare passiert: Im ersten Gruppenspiel treffen sie aufeinander! Ob das bei der Gruppenerstellung erschummelt worden war? Man kann nur munkeln. Nun schauen wir aber, ob sich die lange Wartezeit gelohnt hat.

Die Partie beginnt in der Theorie mit Italienisch…

1.    e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 f6?

…und findet hier schon die erste Theorieabweichung. Wer den Schwarzspieler kennt, weiß, dass er eher defensiv spielt. Mit diesem Zug steht weiß aber eigentlich schon besser.

4. o-o Sge7 5. d3 Sg6

Der Bauer hätte eher nach d4 gewollt. Hiermit beginnt die Partie kurzzeitig immer hin und her zu schwanken. Schwarz sollte den starken weißfeldrigen Läufer mit Sa5 abtauschen

6. Sc3 Le7 7. Le3 d6 8. Sd5 Ld7 9. Sxe7 Dxe7

Nun ist der weiße Vorteil endgültig weg.

10. c3 o-o-o

Gefährlich in den potenziellen weißen Angriff zu rochieren. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

11. d4

Stellt theoretisch den Bauern auf e4 ein. Gewonnen wird er nie.

11. … Lg4 12. h3 Lxf3 13. Dxf3 Thf8

Die weiße Figurenstellung schreit einfach danach, einen Bauernangriff am Königsflügel zu starten, denn die Läufer zeigen schon gen schwarzen König, die Türme können einfach verbunden werden.

14. Dg4+ Kb8 15. exd5 fxe5?

Das gut gemeinte stärken des Zentrums stellt hier leider eine Qualität ein. Mit einem der Springer zu schlagen wäre besser gewesen. Lukas wollte anscheinend mehr Morgensport machen

16. Tad1 Dh4 17. Dxh4 Sxh4 18. g3 Sg6 19. a3 Sge7

Während der Springer verloren über die Felder galoppiert startet Weiß etwas zu spät den langerwarteten Angriff.

20. b4 h6 21. a4 g5 22. b5 Sa5 23. La2 b6 24. c4 Sg6

Die Partie ist mittlerweile ausgeglichen. Immerhin hat keiner der beiden Spieler in den letzten Zügen irgendwas eingestellt. Die Kondition schwindet zwar so langsam, aber auch auf der Ebene scheinen die Spieler auf Augenhöhe zu sein.

25. Ld2 h5?  

Zu früh gefreut. Weg ist der erste Bauer.

26. Lxg5 h4??

Der H-Bauer verspielt jetzt auch noch eine Qualität. Da der Läufer am Brett seinem Läufer auf dem Brett aber keine Abrissgenehmigung erteilt hat, blieb der Turm einfach stehen.

27. g4 Tf3 28. Kg2 Tdf8 29. Ld2 Ta3

Mittlerweile ist die Partie wieder ausgeglichen. Lukas sollte aber aufpassen, dass Karsten nicht in seine luftige Festung eindringt.

30. Lb1 Sxc4 31. Lb4?

Nun könnte es schon um den weißen König geschehen sein. Während die beiden Läufer am Brett immer an auf der Bahn bleiben, geriet der weiße Läufer auf Abwege.

31. … Tg3+?!

Der Zug der Partie. In einer „normalen“ Partie wäre vielleicht Sf4+ gekommen. Was sich Karsten hier gedacht hat, bleibt für mich und meine Engine ein Rätsel. Beim Kondi-Schach ist es aber vielleicht eine gute Taktik, seinen Gegner zu verwirren. Eventuell haben wir es hier aber auch mit verkanten GMs zu tun, mit deren Rechenkraft sonst keiner mitkommt.

32. Kh2? Sf4? 33. Td3?

Die Analyse macht Ping-Pong, dabei haben wir oben im Saal und nicht an der Tischtennisplatte gespielt. Anstelle den hängenden Turm zu nehmen wird er jetzt „getauscht“. Immerhin konnte sich Lukas mittlerweile einen soliden Zeitvorsprung erarbeiten.

33. … Txd3 34. Lxd3 Sb2

Warum auch den Läufer nehmen, wenn man ihn auch einfach zweimal angreifen kann. Drohungen sind ja bekanntermaßen stärker als die Ausführung.

35. Lc2 Sbd3 36. Lxd3 Sxd3 37. Lc3 Tf3 38. Ld2 Kc8 39. Lg5 Kd7 40. Lxh4 Sf4 41. Lg3 Sg6 42. Kg2 Ta3 43. h4 Txa4

Eine Reihe an verkraftbaren Zügen. Lukas konnte sich mittlerweile einen Mehrbauer erarbeiten, der sich sogar als Freibauer Hoffnungen auf eine lange Reise machen kann. Lukas hat auch weiterhin mehr Zeit auf der Uhr.

44. h5 Sh8 45. g5 Kh8 46. h6

Der Bauer auf g5 muss seinem Kollegen von der H-Linie ein Bein gestellt haben, anders kann ich das nicht erklären.

46. … Sg6 47. h7 Kf7 48. f4 Kg7 49. f5 Sf8 50. f6+??

Offensichtlich ein Serientäter, auch der F-Bauer wird ungewollt nach vorne geschubst. Der einst so hoffnungsvolle Angriff scheitert krachend. Lukas sollte vielleicht noch ein wenig Endspieltraining nehmen. Währenddessen kommt Karsten gefährlich nahe an den Zeitverlust.

50. …  Kxh7 51. g6+ Kxg6 52. f7 Txe4 53. Tf2

1-0. Karsten hat in guter Stellung leider keine Zeit mehr und muss sich Lukas geschlagen geben. Eine Partie für die LJEM-Geschichtsbücher, mit alle ihren Ecken und Kanten. Und wenn ihr meint, ihr könnt besser spielen als der „Kondi-Junior“ und „Kondi-Opa“, kommt beim nächsten Mal vorbei und werdet „Kondi-König*in“. Laut den beiden Spielern wollen sie im nächsten Jahr im Finale aufeinandertreffen, ob das so kommt steht in den Sternen.