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Schleswig-Holstein und Bekannte beim 4. GRENKE Chess Open

Wie auch in den vergangenen Jahren war der Andrang aus Norddeutschlands auf das größte Open Europas enorm. Wie die Teilnehmer abgeschlossen haben, erfahrt ihr hier!

Wie konnte Julian seinen knapp 300 Punkte stärkeren Gegner besiegen? White to play and win!

Diese Art von Endspiel ist ebenso bekannt wie kompliziert. In manchen Stellungen kann es dem Spieler mit Springer durchaus gelingen, Remis zu halten. Doch hier kann weiß forciert gewinnen. Wie?

Jonah konnte Antonias beeindruckende Strähne beenden. Vollstrecken Sie bitte!

Mit welcher geschickten Abwicklung erreichte Frederik ein Endspiel ohne Risiko?

Das erste Mal beeindruckte Antonia mit dieser Partie, gegen einen FM in IM-Stärke. Zwar steht Weiß laut Computer etwas besser, doch den halben Punkt sichern zu wollen, ist in dieser Stellung mehr als verständlich. Wie forciert weiß das Remis?

Vorsicht, nicht leicht! Welcher Zug brachte Alexander in gewinnbringenden Vorteil?

Das GRENKE Chess Classic bringt alljährlich die Elite das Schachsports in Deutschland zusammen. Allein in diesem Jahr nehmen der Weltmeister, sein Vorgänger, der Vize-Weltmeister, die französische, die armenische und die spanische Nummer 1 am Rundenturnier teil. Neben dieser leistungsorientierten Veranstaltung wird in Karlsruhe aber auch Breitenschach gefördert. Rund 1800 Teilnehmer kämpfen, über 3 Gruppen verteilt, um eine Preisfond von insgesamt 60.250€. Der Gewinner der A-Gruppe qualifiziert sich (wie Vincent Keymer letztes Jahr und Matthias Bluebaum 2016) zudem für das GRENKE Chess Classic des nächsten Jahres. Wer genaueres zur Gruppeneinteilung und den Einzelpreisen wissen möchte, kann sich hier belesen.

Wie auch in den letzten drei Jahren, fanden zahlreiche Spieler aus dem Norden den Weg in das Kongresszentrum Karlsruhe. Mit etwa 20.000 qm Fläche ist es eines der größten Kongresszentren Deutschlands. Doch mehr will ich gar nicht vorwegnehmen, es gibt nämlich reichlich Einzelleistungen zu beleuchten. Zwei kleine Sachen aber noch: Sollte ich bei den vielen Teilnehmern versehentlich einen jugendlichen Schleswig-Holsteiner übersehen haben, macht euch bitte bemerkbar, ich möchte natürlich gerne jeden namentlich erwähnen. Und zweitens, gab es im A-Open Titelnormen zu erspielen. Mir stehen zur Analyse nur die Daten der Ergebnisdienste zur Verfügung, die, wie wir alle wissen, nicht immer zu 100% korrekt sind. Sollte ich also mit meiner Berechnung jemandem eine Titelnorm zusprechen, die nie vergeben wurde, macht euch bitte auch dahingehend bemerkbar.

Gut, dann mal los!

Im C-Open erreicht Diana Kopylov den 200. Platz. Mit 4 Siegen aus 9 Runden kann die junge Neumünsteranerin berechtigt stolz auf sich sein. Genau wie Diana frisch von der LJEM, aber ein paar Jahre älter, ist Cornelius-Ägidian Quint. Seine Leistung in der U16 Vormeisterklasse reichte für einen 10. Platz, in Karlsruhe schafft er es auf Rang 119, wobei er nur zwei Partien verlor. Sein Bruder, Kristopher-Antonius Quint, wird 81.

Und das waren sie auch schon, die Schleswig-Holsteiner Plätze im C-Open. Einmal Top 100 und zwei sehr gute Einzelleistungen.

Mit fast 800 Teilnehmern ist die Tabelle des B-Opens um rund das dreifach größer als die des C-Opens. Mal sehen, wie weit unsere Leute empor klettern konnten.

Viktoria Avagyan geht leider ohne Sieg, dafür mit drei Remis nach Hause. Sie landet auf Platz 782. Spaß hatte sie scheinbar vor Ort trotzdem, die Heimat wurde per Social Media regelmäßig mit Bildern versorgt, auf denen zu erkennen war, dass die Laune stabil ist. Ebenfalls weibliche Unterstützung für SH war Vanessa Foos. Die Spielerin von TuRa Harksheide erreicht Platz 732. Das B-Open kann allgemein nicht über weiblichen Mangel klagen, auf Platz 667 landet Freja Svane. Über ihre beiden Brüder sprechen wir noch im A-Open. Und, wie könnte es anders sein, bleiben wir unserem Trend treu. Zwar müssen wir die Tabelle ein ganzes Stück hoch scrollen, doch auch hier bleibt das Motto „Frauen-Power“ aktuell. Ani Petrosyan erkämpft Platz 551, ihr Bruder, Tigran Pertrosjan, spielte erst vor zwei Wochen um den Landesmeistertitel der U14. Zwar kein Mädchen, aber genau wie Ani und Vanessa von TuRa Harksheide, ist Jacob Tingshen Guo. 4 Punkte und Rang 520 mit nicht mal 1300 DWZ können sich sehen lassen. Seinen Setzlistenplatz hat er weit überboten. Kein Jugendlicher, aber vom TSV Kücknitz, ist Michael Schomann. An ihn geht Rang 430. Deutlich jugendlicher hingegen ist Katerina Bräutigam. Nachdem die Rendsburgerin in der vergangenen Saison Frauen-Bundesliga Erfahrungen als Gastspielerin für Lübeck sammeln konnte, erreicht sie in Karlsruhe Platz 410. Julian Steinbach wird 361. Knapp das vordere Drittel verpasst haben Enno Striebeck und der vorhin erwähnte Tigran Petrosjan. Man könnte fast meinen, die beiden hätten sich abgesprochen, mit gleichen Punkten und identischer Zweitwertung teilen sich beide Harksheider Platz 301. Philipp Ziming Guo, der Bruder von Jacob, überspielt ebenfalls deutlich seinen Setzlistenplatz. An ihn geht Rang 241. Praktisch im Dauereinsatz für Schach ist Alva Glinzner. Die amtierende Landesmeisterin U16 zieht auf Rang 192 in die Top 200 ein. Vereinskollege Jörg Bohner wird 145.

 

Der Trainer von TuRa Harksheide geht seinen Schülerinnen und Schülern mit glänzendem Beispiel voran. Eberhard Schabel erringt Platz 74. Und da sagt noch einer, seinen schachlichen Höhepunkt hat man mit 30. Mit 60 kommt dann scheinbar der Zweite ;)  Taron Khachtryan verpasst knapp die Top 50, überholt aber seinen Coach auf Rang 56. Bester SHler im B-Open wird Henrik Meyer auf Platz 20. 

Der Sieger des A-Opens erhält stolze 20.000€. Dazu kommt noch die vorhin erwähnte Qualifikation für das Grenke Chess Classic. Kein Wunder also, dass es starke Spieler aus aller Welt nach Karlsruhe zieht. Unter ihnen bekannte Großmeister wie Gata Kamsky (USA), Anton Korobov (Ukraine) und Etienne Bacrot (Frankreich), die zur Elite des jeweiligen Landes zählen. Daneben kommen erfolgreiche Youngstars zusammen, wie der zweitjüngsten Großmeister der Geschichte, der Inder Gukesh, oder das russische Ausnahmetalent Esipenko. Ebenfalls mit von der Partie war GM Timur Gareyev, der amerikanische Großmeister hält einen ganz besonderen Weltrekord. Er spielte live 26 Partien gleichzeitig. Blind. Doch auch über deutsche Besetzung können wir uns nicht beklagen. Dazu später mehr. Erst einmal betrachten wir unsere Teilnehmer.

Der Jugendtrainer aus Husum, Birger Boyens, belegt Platz 868 mit 2/9. Tom Linus Bosselmann, vom Lübecker SV, siedelt sich rund 100 Plätze höher an, ihm gelingen 33%. Highlight dürfte das Remis gegen Jakob Weihrauch gewesen sein. Weiter geht es auf Rang 649, Alfred Parvanjan nimmt zwei FM`s und einer WIM den halben Punkt ab und wird mit sich zufrieden sein.

Jetzt wird es langsam ernst, für die nächste Teilnehmerin müssen wir bereits unter die Top 400 schauen, hier finden sich schon zahlreiche Titelträger und Spieler mit einer ELO über 2200. WIM Annmarie, die U16-Weltmeisterin aus Griechenland, erkämpft sich 50%. Dabei musste sie gegen fünf Spieler mit 2400+ ran und verlor davon lediglich zwei Partien. Sie wird verdient 377.

Artur Hovhannisyan, von TuRa Harksheide, muss man gleich mehrfach gratulieren. Zu erst einmal zum überschreiten der 2100 ELO, mit einem Plus von über 20 hat er diese jetzt sicher. Als nächstes zu 4 vollen Punkten und dann noch einmal zu Platz 297 mit 5/9. 

Nun möchte ich die Leistung von Antonia Ziegenfuß lobend erwähnen. Zwar gehört sie einer anderen Schachjugend an, doch schon diverse SH-Spieler musste in den vergangenen Jahren, zum Beispiel auf der DJEM, gegen sie antreten. Auch das waren stets gute Leistungen, doch in diesem Turnier hat sie sich wirklich selbst übertroffen. Mit einer Performance von fast 2400 hat sie den ein oder anderen Favoriten alt aussehen lassen. Ein für sie unvergesslicher Moment dürfte der Sieg gegen die Nummer 2 der Setzliste gewesen sein. GM Alireza Firouzja (ELO: 2669) stellte einen Turm ein und verlor in der Folge. Sie holt 5/9 und erlangt Platz 242. Knapp davor: Daniel Kopylov. Der Harksheider erspielt 5,5/9.

FM Julian Groetzbach, ein Spieler aus Hamburg, auch bekannt als „das Bierwunder vom Holz-Säger Bierpokal“ oder „4 Engel für Julian“ holt ganze Punkte gegen den deutschen Großmeister Vitaly Kunin und WFM Lara Schulze. Glückwunsch dazu!

Weiter mit Rang 159, FM Jonah Krause verpasst leider knapp die IM-Norm. Dabei sah es so gut für ihn aus. Remis gegen GM Dennis Wagner, gegen IM Thomas Beerdsen und gegen GM Gennadi Ginsburg wurden nicht honoriert. In der letzten Runde schafft er leider nicht den letzten Schritt zur Norm und verliert gegen GM Ilja Schneider. Die beiden kennen sich noch von der Schnellschachmeisterschaft in Bargteheide 2018.

Auf Platz 151: IM Michael Kopylov.

FM Alexander Riess, aus Lübeck, erspielt starke 6/9 und besiegt dabei unter anderem Raphael Lagunow (ELO: 2428). Auf Platz 117 landet noch ein Lübecker. Frederik Svane verfehlt nur um einen halben Punkt die IM-Norm, aber darüber kann er wohl kaum traurig sein, bei so einem starken Turnierverlauf. Er verliert nur ein einziges Mal, dabei waren alleine 5 seiner Gegner Gm`s und IM`s.

Platz 106 geht an jemanden, der sich um IM-Norms keine Gedanken mehr zu machen braucht. IM Benedict Krause holt 6/9 und bestätigt seine Zahl.

Unter den Top 100, um genau zu sein auf Platz 89, finden wir Ashot Parvanjan, der von der DSJ zur Wahl in der Kategorie „Jugendspieler des Jahres“ aufgestellt wurde. Bei so einem Turnierverlauf aber auch wirklich berechtigt. Er verliert lediglich gegen GM Loek van Wely in Runde 7. Remis hingegen holt er in seinen Partien gegen Jorden van Foreest, Dmitrij Kollars und den französischen Großmeister Jules Moussard. Glückwunsch zu dieser 2500er Performance! Er ist Schleswig-Holsteins bester Jugendspieler in Karlsruhe.

Zwei Spieler aus unserem Nachbarbundesland, Hamburg, haben ebenfalls großartiges geleistet. IM Luis Engel holt sich eine GM-Norm und überschreitet zeitgleich die 2500 ELO. Er wird mit 7/9 25. Hier geht es zu einem Interview mit Luis.

Ebenfalls für den HSK spielt Rasmus Svane, der Bruder von Freja und Frederik. Genau wie Luis, mit 7/9, wird der Großmeister 18.

Was gibt es abschließend zu dem Turnier zu sagen? Ach ja, die Top 3!

Auf dem 3. Platz landet Andreas Heimann, zweiter wird Anton Korobov.

Es gewinnt Daniel Fridman, der im nächsten Jahr am Classic teilnehmen darf. Der Titel bleibt, nach dem Sieg von Keymer 2018, also in Deutschland. Hier findet ihr ein Video, in dem GM Daniel Fridman seine Partie der 6. Runde eigenhändig analysiert. How to crush the kings indian ;)

Fotos, Tabellen und mehr Berichte zum GRENKE Chess Open finde ihr hier.

 

Euer Lukas Nagy