Aktiv im Kinderschutz

 

Was ist Kinderschutz?

Seit einigen Jahren kommt dem Thema „Kinderschutz“ eine immer größere Aufmerksamkeit zu. Hierbei geht es vor allem um den Schutz der Kinder vor sexualisierter Gewalt. Die Sportjugend Schleswig-Holstein schreibt hierzu:

„Unter dem Begriff „Sexualisierte Gewalt“ ist ein Oberbegriff für verschiedene Formen der Machtausübung, Unterwerfung und Demütigung mit dem Mittel der Sexualität gemeint. Dabei werden sowohl Handlungen mit Körperkontakt als auch ohne Körperkontakt und grenzverletzendes Verhalten mit einbezogen.“ (Broschüre Aktiv im Kinderschutz. Prävention sexualisierter Gewalt. Ein Handlungsleitfaden für Sportvereine in Schleswig-Holstein. S.6)

Kinderschutz umfasst also eine breite Masse an Themen, begonnen bei verbalen oder gestischen sexualisierten Übergriffen über sexualisierte Berührungen bis hin zur sexuellen Misshandlung. Einer Studie der Deutschen Sporthochschule zufolge macht einer von 9 Kaderathleten deutschlandweit bis zum 18. Lebensjahr Erfahrung mit sexualisierter Gewalt. Hierbei stammt ein Großteil der TäterInnen aus dem sozialen Umfeld des Opfers, es handelt sich um Menschen, die eigentlich Vertrauenspersonen sein müssten: Hierzu gehören TrainerInnen, Familienmitglieder oder auch EhrenamtlerInnen aus dem Verein.

Wozu brauchen wir Kinderschutz im Schach?

Dass Kinderschutz im Sport ein so wichtiges Thema ist, ist eng damit verbunden, dass Sport häufig körperbezogen ist. Ist Schach als nicht-körperbezogener Sport somit nicht gefährdet? Leider nicht. Wir erleben in unserem Sport häufig Trainingssituationen unter vier Augen, wo es somit im Fall eines Übergriffs keine Zeugen gibt. Auch haben die Kinder meist eine enge soziale Bindung an die TrainerInnen, welche sich in einer Machtposition dem Kind gegenüber befinden.

Wichtig ist: Die Sensibilisierung zum Thema Kinderschutz schützt letztlich nicht nur die Kinder, sondern auch die TrainerInnen. Denn natürlich kann es auch zu falschen Anschuldigungen kommen, worunter die Betroffenen meist sehr leiden. Hier kann man präventiv arbeiten, indem man sich beispielsweise bemüht, Vier-Augen-Situationen mit dem Kind zu vermeiden.

Anregungen für die Umsetzung im Verein

Wir von der SJSH finden, dass das Thema „Kinderschutz“ keineswegs tabuisiert werden sollte – im Gegenteil: Man muss offen darüber sprechen, denn nur so können Personen für das Thema sensibilisiert werden und präventiv handeln. Für die Aufarbeitung des Themas im Verein hat die Sportjugend Schleswig-Holstein einige Ansätze entwickelt, die wir hier kurz vorstellen wollen:

1.     Verhaltensregeln aufstellen: Möglichst in Zusammenarbeit mit Personen aus beiden „Gruppen“, also TrainerInnen und SpielerInnen, kann man offen diskutieren: Wo sind die Grenzen? Welches Verhalten ist okay, was ist übergriffig oder kann als übergriffig aufgefasst werden? Die Vereinsmitglieder, besonders die TrainerInnen, kennen diese Regeln und können sich in ihrem Verhalten nach ihnen richten.

2.     Ansprechperson im Verein benennen: Eine Ansprechperson im Verein kann sich näher mit dem Thema beschäftigen und Prävention betreiben. Außerdem kann er/sie als Vertrauensperson und Kinderschutz-Experte in Fällen/Verdachtsfällen zur Rate gezogen werden.

3.     Handlungsleitfaden für (Verdachts-)Fälle: Trotz Prävention kann es natürlich zu Fällen von sexualisierter Gewalt kommen. Aber wie handelt man dann? Für diesen Fall bietet es sich an, einen Handlungsleitfaden zu erstellen, der über mögliche Vorgehensweisen informiert und einen Überblick gibt, an welche Hilfsstellen man sich wenden kann.

4.     Ehrenkodex für TrainerInnen: Bei nationalen Turnieren wie der DJEM ist er längst verpflichtend für alle TrainerInnen: Der Ehrenkodex. Mit dem Unterschreiben des Kodex führt sich der/die TrainerIn die Verhaltensregeln zum Schutz vor sexualisierter Gewalt vor Augen und willigt ein, diese zu achten. Er/sie wird für das Thema sensibilisiert und dazu gezwungen, sich damit auseinanderzusetzen. Die Sportjugend Schleswig-Holstein hat einen Ehrenkodex erstellt, den du hier  finden kannst. Hier kannst du außerdem eine sehr informative Broschüre der Sportjugend zum Thema Kinderschutz bestellen.

Informationsveranstaltungen der Sportjugend Schleswig-Holstein

Von der Sportjugend Schleswig-Holstein werden jährlich mehrmals eintägige Seminare zur Qualifizierung von Ansprechpartnern zum Kinderschutz veranstaltet. Ich habe an diesem Seminar selbst teilgenommen und kann es wärmstens empfehlen. Man erhält einen tieferen Einblick in die Thematik und wird sehr praxisorientiert und mit vielen Beispielen an das Thema und Möglichkeiten der Prävention herangeführt. Hier geht es zum aktuellen Terminplan der Sportjugend.

Eine andere Möglichkeit ist die Kompaktqualifizierung im Verein, ein schönes Angebot, um möglichst viele Leute im eigenen Verein zu sensibilisieren. Von der Sportjugend Schleswig-Holstein finanziell unterstützt, kommen FachreferentInnen zu euch in den Verein, informieren und sensibilisieren die TeilnehmerInnen für das Thema und erarbeiten mit Vorstandmitgliedern, TrainerInnen und SpielerInnen Präventionsmöglichkeiten. Der Kontakt der Sportjugend hierfür ist Jakob Voß (jakob.voss@sportjugend-sh.de).

Die Deutsche Schachjugend und Kinderschutz

Auch die DSJ hat sich viel mit dem Thema beschäftigt und hat mit Jörg Schulz einen Beauftragten für Prävention in den eigenen Reihen. In einem Positionspapier hat die DSJ zum Thema Stellung bezogen und setzt sich bei Turnieren auf nationaler Ebene für Sensibilisierung ein, indem die TrainerInnen einen Ehrenkodex unterschreiben müssen. Hier geht es zur Informationsseite.

Du hast noch Fragen zum Thema Kinderschutz? Du hast einen Fall von sexualisierter Gewalt in deinem Verein oder sogar selbst erlebt und weißt nicht, wie du damit umgehen sollst? Dann schreibe mir unter annablume.giede@sjsh.de! Ich habe immer ein offenes Ohr und helfe gern.